Politik - Märkte - Energie - Mobilität

Spinnereien im 21. Jahrhundert

Barcelona soll Barcelona bleiben – die großartige pulsierende Weltmetropole und keine Provinzhauptstadt. Im Bild die Rambla del Mar. Barcelona soll Barcelona bleiben – die großartige pulsierende Weltmetropole und keine Provinzhauptstadt. Im Bild die Rambla del Mar. © Pixabay

Separatismus in Europa

Was wir derzeit in Katalonien erleben, ist nichts anderes als eine unverantwortliche Narretei von Volksverführern, die nur ihre eigenen Pfründe sehen. Kleinstaaterei passt nicht in das 21. Jahrhundert Europas, weil dafür alle Voraussetzungen fehlen. Dies gilt nicht nur für den aktuellen Fall in Spanien mit den Abspaltungsgelüsten der übrigens schon längst autonomen Provinz Katalonien – dies gilt auch für die Schotten und die Bewegung Lega Nord in Italien und in Belgien mit dem Dauerbrenner-Streit zwischen den Wallonen und den Flamen, wo so Albernheiten wie der Sprachenstreit offensichtlich immer wieder ein Thema sind.

In allen genannten Fällen wird niemand in den Provinzen durch die jeweilige Zentralregierung unterdrückt, auch in Spanien nicht – Generalissimo Franco ist seit 1975 Geschichte; Motor der vermeintlichen Unabhängigkeit in Katalonien ist vielmehr aus der Sicht der Separatisten um Carles Puigdemont der vermeintliche Wohlstand Kataloniens, der mit anderen Provinzen zu teilen sei. Abgesehen davon, dass die Region um Madrid eine höhere Wertschöpfung hat, ist die Begründung der Separatisten eigentlich schäbig. Ganz explizit wird der Reichtum in Katalonien nach dem Motto „wir sind die reichste Provinz und füttern die anderen durch“ so den Menschen eingeredet. Im Grund genommen handelt es sich um einen Egoismus. Auch Schotten haben lange gemeint, ihr Öl und Gas würde von London zweckentfremdet. Inzwischen ist die Öl- und Gasindustrie nur noch ein Abglanz von einst, sichtbar in Aberdeen. Großzügig vergessen wurden aber die enormen Finanztransfers von London, ohne die Schottland längst nicht mehr überlebensfähig wäre. Von Scotch und Schafzucht allein können die Schotten abseits von Glasgow und Edinburgh nicht leben. Bei den vorgezogenen Unterhauswahlen 2017 wurde die Scottish National Party (SNP) prompt böse abgestraft, nachdem die Partei schon wieder das Gespenst eines Referendums in den Raum stellte. Inzwischen hat die SNP das Thema aufgrund der Wahlschlappe „vertagt“. Die Menschen wollen einen derartigen Unsinn – jedenfalls mehrheitlich – nicht. In Schottland nicht, in Katalonien nicht!

Was für ein Referendum?

Nun versucht die katalanische Regionalregierung der Welt einzureden, dass 90% der Stimmen des am 1. Oktober 2017 illegal abgehaltenen Referendums – eindeutig und unbestritten ein Verfassungsbruch, wie auch das oberste Gericht entschied – für ein unabhängiges Katalonien gestimmt hätten. Man vergisst dabei zu erwähnen, dass die Wahlbeteiligung lediglich 42% betrug, weil die Zentralregierung in Madrid die Bürger, die für den Fortbestand der spanischen Einheit sind, dazu aufrief, sich am Referendum nicht zu beteiligen – auch, weil dieses nicht legal im Einklang mit der Verfassung steht. Durchgerechnet, wenn überhaupt, kann sich die katalanische Regionalregierung nur auf eine Zustimmung von 37,8% berufen. Wenn man dann noch die fehlende Transparenz – wer hat etwa doppelt abgestimmt, unter welcher Kontrolle wurden die Wahlzettel ausgezählt – berücksichtigt, dann war dieses Referendum eine Farce.

Natürlich hat die katalanische Regionalregierung aus durchsichtigen Gründen die Straße für ein unabhängiges Katalonien mobilisiert. Dies sieht im Fernsehen immer spektakulär aus. Aber die schweigende Mehrheit wurde ausgeblendet. Erst als am 8. Oktober 2017 Hunderttausende in Barcelona für die spanische Einheit demonstrierten, wurde klar, dass die Regionalregierung Katalonien auf einem falschen Dampfer fährt. Klar, die Menschen sind Katalanen, aber sie bekennen sich auch zu Spanien. „Visca Espanyja, visca Catalunya“, es lebe Spanien, es lebe Katalonien – dies war das eindrucksvolle Motto.

Fehleinschätzungen

Die große Fehleinschätzung des katalonischen Regierungschefs Carles Puigdemont war auch die internationale Einschätzung, insbesondere durch die EU. Da gab es eben keine Hilfe – auch keine moralische – durch die EU, weil Separatismus völlig das Gegenteil dessen ist, was Brüssel will. Katalonien würde nicht von der Zollfreiheit partizipieren und wäre auch wirtschaftlich völlig isoliert bei einer Unabhängigkeit. Durch die unverantwortliche Strategie der Separatisten zogen bereits erste Banken und Firmen mit ihrem Firmensitz von Barcelona weg. Eine Abspaltung der Provinz Katalonien wäre auch wirtschaftlich für die Menschen in Katalonien eine Katastrophe.

Separatismus ist auch menschenverachtend, weil in den Familien Spaniens keine Grenzen bestehen. Menschen aus Andalusien, Galicia, Madrid, Valenciana, Navarro und den anderen spanischen Provinzen arbeiten und leben in Katalonien und umgekehrt gilt dies für Katalanen, die in Madrid, Sevilla, Bilbao oder in Malaga leben, dort Familien gründeten und dort einer Beschäftigung nachgehen. Soll also in der Vorstellungswelt der katalonischen Regierung die Mutter aus Saragossa, deren Tochter in Barcelona verheiratet ist, plötzlich an der Grenze einen Pass vorzeigen, wenn sie ihre Enkelkinder besuchen will? Eine absurde Idee.

Dies wäre ein beispielloser Anachronismus – genau so, wie wenn Bayern seine Grenzen gegen Baden-Württemberg, Hessen und Mitteldeutschland dichtmachen wolle und wieder die Monarchie ausrufen würde. Dies mag gelegentlich als Folklore lustig sein, ernsthaft will dies niemand.

 

Letzte Änderung am Montag, 16 Oktober 2017 14:07