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Konflikte und Sanktionen gegen China?

BASF-Großinvestition in China: Hightech-Verbund-Standort Zhanjiang. BASF-Großinvestition in China: Hightech-Verbund-Standort Zhanjiang. © BASF

Das Letzte, was Deutschland jetzt gebrauchen kann

Deutschland steht derzeit wegen der Erdgaskrise mit dem Rücken zur Wand. Komplette Branchen wie die Chemie mit ihrer Querschnittsfunktion für fast alle weiteren Branchen stehen ohne Gas vor einem wirtschaftlichen Supergau. Einige Wirtschaftsverbände erwarten einen starken Anstieg der deutschen Arbeitslosenziffern bis zu 5,6 Millionen, wenn sich die derzeitige Energiekrise weiter zuspitzt. Die wegen der Ukraine erfolgten Sanktionen erweisen sich zum Teil als Eigentore. Die Ampelkoalition schwört die Deutschen auf schwierige Zeiten ein. Wir werden alle ärmer – diese Hiobsbotschaften werden ganz offen von der Bundesregierung kommuniziert. Der jüngste G7-Gipfel hat auch keine Dialogbereitschaft zur Lösung der Krise, die einige Ökonomen bereits als die schlimmste seit Menschengedenken bezeichnen, gezeigt. Im Gegenteil: Aus Sturheit setzt in Nibelungentreue auch die Bundesregierung auf eine „Kraftmeierei“, inzwischen sogar und leider auch gegenüber China! Wohin soll dies nur führen?

Unsinnige Kraftmeierei gegen China

Tatsächlich droht Deutschland direkt und indirekt seinem wichtigsten Handelspartner China ebenfalls Sanktionen an, wenn das Land „Putin“ unterstützen würde. China werde immer mehr Rivale, Gegner und Herausforderer – so jüngst die G7-Länder im Umfeld des Elmauer-Gipfels. Auch Bundeskanzler Scholz will China gegen Russland mobilisieren und drohte indirekt damit, dass Deutschland nicht zulasse, wenn die westlichen Sanktionen unterlaufen würden. Doch davon lassen sich China, Indien, Brasilien, Mexiko, Indonesien und andere Länder – das betroffene Russland ohnehin nicht – nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Indien erhöhte sogar seine Rohstoff-Einkäufe beim Lieferanten Russland und China weitet seine Gasbezüge aus Russland ganz erheblich aus. Derzeit entsteht eine weitere – neben der bereits bestehenden Power of Siberia – große Pipeline von Russland nach China.

Die Spitzenmanager der deutschen Wirtschaft sehen den Konfrontationskurs gegenüber China mit großen Sorgen. In einem „Spiegel-Gespräch“ hat kürzlich VW-Konzernchef Herbert Diess darauf hingewiesen, dass hierzulande „extrem unterschätzt wird, wie stark unser Wohlstand von China mitfinanziert wird.“ Auch BASF-Chef Martin Brudermüller hat auf der Hauptversammlung des weltgrößten Chemiekonzerns betont, dass ein profitables Wachstum nur mit China erreicht werden kann: „China ist der größte und am schnellsten wachsende Chemiestandort der Welt.“

Auch für die deutsche Automobilindustrie insgesamt ist der Absatzmarkt China unverzichtbar. Dennoch sind immer wieder – man denke nur an die letzten Olympischen Winterspiele in Peking – in jüngster Zeit auch in Deutschland unversöhnliche Stimmen gegen den fernöstlichen Riesen zu vernehmen.

Amerikaner machen Stimmung

Woher kommt das?  Die Amerikaner, die um ihre Vormachtstellung fürchten, machen konsequent Stimmung gegen China. Das Land sei die größte Bedrohung für die internationale Ordnung und setzte nach wie vor auf den heimlichen Diebstahl westlicher Technologien. Doch umgekehrt wird daraus ein Schuh, wie das Beispiel am niederländischen Technologieunternehmen ASML zeigt. Die Holländer sind Kompetenzführer beim Bau von Chip-Belichtungsmaschinen. Auf diese Maschinen – Stückpreis ca. 400 Millionen Euro – sind selbst Chipriesen wie INTEL angewiesen. Der amerikanische Handelsminister Don Graves hat im Juni bei seinem Besuch der Niederlande sogar gefordert, keine Belichtungsmaschinen der ASML mehr nach China zu exportieren. Die Furcht der Amerikaner vor dem neuen Wirtschaftsriesen China muss sehr groß sein.

Doch davon sollte sich Deutschland nicht anstecken lassen. Selbst Indien lässt sich von den Amerikanern nicht beeindrucken. Russland ist derzeit Indiens wichtigster Lieferant z.B. für Rüstungstechnik, ob es den Amerikanern passt oder nicht. Die Möglichkeiten der G7-Länder werden überschätzt. Deutschland sollte angesichts der wirtschaftlichen Sorgen keine weitere unnötige Baustelle aufmachen.

Letzte Änderung am Samstag, 16 Juli 2022 08:15
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag