1992 hatte die Evangelische Kirche in Deutschland nach der Wiedervereinigung 28 Millionen Mitglieder. 1996 waren es immerhin noch 26,6 Millionen und aktuell, Ende des Jahres 2021, reduzierte sich die Mitgliederanzahl auf 19,7 Millionen, Tendenz weiter fallend. Was läuft da nur falsch und braucht man noch die Kirche? In der EKD läuft vieles in eine bedenkliche Richtung, doch die vier Evangelien, die Botschaft des Glaubens und der Hoffnung; dies alles ist gerade jetzt mehr denn je notwendig! Ist aber eine politisierende EKD, die die Botschaften der Heiligen Schrift nur noch am Rande in der Optik hat, dafür noch glaubwürdig?
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die „offizielle“ Evangelische Kirche in Deutschland zum großen Teil politisch unterwandert ist und dem vermeintlich populären Zeitgeist hinterher rennt: die vor wenigen Tagen zu Ende gehende 13. Synode (Kirchenparlament) in Magdeburg hat ihn wieder deutlich geliefert. Diskutiert wurde nicht so sehr über die Gründe des Bedeutungsverlustes der Kirche, sondern u.a. über Fragen deutscher Waffenlieferungen in die Ukraine, über sexualisierte Gewalt, das Klima natürlich und die vom Menschen „angezettelte Erderwärmung“ und schließlich über die Rolle der „Letzten Generation“. Der eigentliche Auftrag der Kirche, das Verkünden der Botschaften der Bibel wurde weitgehend ausgeblendet. Die Menschen erwarten aber von ihrer Kirche Trost, Mut und Hoffnung! Da hat die EKD z.B. auf dem Höhepunkt der Pandemie extrem versagt.
Ideologien verdrängen die Evangelien
Wichtig war der Synode jetzt in Magdeburg der Auftritt einer Vertreterin der „Letzten Generation“, die von Teilen der Synode stehenden Applaus erhielt. Die Synode in Magdeburg wurde zur Bühne für eine 15 Minute andauernden ideologischen Rede! Vergessen haben die evangelischen Synodalen offenbar, dass über das Ende der Welt nicht der Mensch entscheidet, sondern allein Gott! Wenn die Synode und die Ratsvorsitzende der EKD dies bestreitet, verleugnet sie die Bibel und Jesus. Auch der Beschluss eines 120 km Tempolimits für die Beschäftigten der Evangelischen Kirche (übrigens nicht überprüfbar – wer kann in der Alltagspraxis im Straßenverkehr schon wissen, wer zum „Management“ der EKD gehört) war nichts anderes als eine Verbeugung und das Anbiedern der EKD an den Zeitgeist!
Die EKD, nicht die gläubigen Mitglieder, entwickelt sich immer mehr zu einer ideologischen Debattenorganisation, die Christen und vor allem Trost suchende Menschen , eigentlich nicht mehr brauchen, wie das langjährige Mitglied der EKD-Synode, der bekannte frühere Fernsehjournalist Peter Hahne, so treffend kommentierte. Und tatsächlich: Nicht mehr die Kernbotschaften der Bibel stehen im Vordergrund der EKD-Synoden, sondern tagesaktuelle politische und ideologische Phrasen. Die Kernbotschaftern der Bibel sind aber die zehn Gebote als bestes Grundgesetz der Welt, die Bergpredigt von Jesus mit den Seligpreisungen, dann Mut machende Psalmen wie vom guten Hirten, Psalm 23, oder „Der Herr ist mein Licht und Heil“, Psalm 27. Schließlich als Leitfaden immer wieder die Aufmunterung „Fürchtet euch nicht“.
Davon war z.B. in Magdeburg wenig zu hören. Im Rechenschaftsbericht der Ratsvorsitzenden Annette Kurschus nicht; erst recht nicht im Rechenschaftsbericht der ebenfalls seit einem Jahr amtierenden Präses Anna-Nicole Heinrich. Diese schwafelte zwar etwas von Kirche der Zukunft gestalten, doch wie diese aussehen sollte, sagte sie nicht. Dafür sehr viel von „Kirche auf einem Slack-Line“ und wie sie selbst das „Slacken“ auf einem Seil erlernte. Rechenschaftsberichte der EKD sollten schon mehr Niveau haben.
Schon der Theologe Helmut Thielicke kritisierte die EKD
So ganz neu ist das Bekenntnis zum Zeitgeist in der Evangelischen Kirche allerdings nicht. Bereits 1986 hat der große unvergessene evangelische Theologe und Prediger Prof. Helmut Thielicke (er füllte mit seinen Predigten locker die 2.500 Sitzplätze im „Michel“, die evangelische Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg) in seinem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Wort“ die Fehler und Stellungnahmen der EKD zu allen möglichen Ereignissen deutlich kritisiert: „Kirchliche Amtsträger nehmen in Fragen eines ihnen fremden Metiers eine Sachkompetenz in Anspruch, der sie nicht mehr gewachsen sind“ (Seite 195).
Thielicke, neben seiner Funktion als Theologe auch Rektor der Universitäten Tübingen und Hamburg und Dekan der theologischen Fakultät der Universität Hamburg, warnte schon vor über 30 Jahren, vor „bedenklichen Politisierungs- und Ideologisierungsphänomenen lautstarker Minderheiten, die von den Medien gehätschelt und in den Adel öffentlicher Beachtung erhoben werden“ (Seite 10). Doch offensichtlich ist es heute noch viel grotesker, auch in der Wortwahl, geworden.
EKD-Ratsvorsitzende und die „Rattenfänger“
So hat die amtierende Ratsvorsitzende und somit höchste Repräsentantin der EKD, Präses Annette Kurschus, in ihrem Rechenschaftsbericht vor der Synode (6. bis 9. November 2022 in Magdeburg) zum Thema Ausgrenzungen folgenden skandalösen (und alles, bloß nicht christlichen) Satz gesagt: „Wir leben in keiner gespaltenen Gesellschaft, so gern die Rattenfänger dies auch behaupten“. Abgesehen davon, dass die Gesellschaft – beispielsweise in Geimpfte und Nichtgeimpfte – auch durch die Kirche, die ihren seelsorgerischen Auftrag gegenüber den Kranken und Sterbenden in der Pandemie vergaß, sehr wohl gespalten wurde, ist die Wortwahl „Rattenfänger“, insbesondere als Ratsvorsitzende der EKD und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (entspricht dem Rang eines Landesbischofs), absolut ein „No-Go“ und unwürdig. Wer sind die Ratten? Die EKD-Ratsvorsitzende sei an die Bergpredigt von Jesus erinnert: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen nächsten lieben und deinen Feind hassen; ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen …“ (Matthäus 5, 43 und 44).
Wie kommt es, dass die „Freien Kirchen“ beim sonntäglichen Gottesdienst, gemessen an der Anzahl der Besucher, inzwischen einen stärkeren Zuspruch haben, etwa im Vergleich zur Evangelischen Kirche? Gut besucht sind evangelische Gottesdienste nur noch bei besonderen Anlässen, wie jüngst beim Eröffnungsgottesdienst der EKD-Synode im großartigen evangelischen Magdeburger Dom. Da füllten die Synodalen und die Amtsträger der EKD, Abordnungen aus den 20 Gliedkirchen und geladene Gäste aus Politik und Gesellschaft die Kirche. Die Evangelische Kirche ist durch ihre ideologische Unterwanderung – Ausnahmen bei einigen Gott sei Dank noch vorhandenen Gemeinden, in denen das Bekenntnis zur Bibel im Vordergrund steht, bestätigen die Regel – einfach für gläubige Menschen nicht mehr attraktiv.
Es gibt noch Hoffnung, es gibt noch Mutige und Bekenner
Die Überschrift dieses Beitrages stellt den Untergang bzw. Bedeutungsverlust der EKD in Frage. Es ist zu hoffen, dass die Ideologien den eigentlichen Auftrag der Kirche nicht übersehen. Es gibt erfreulicherweise noch großartige mutige Pfarrerinnen und Pfarrer, die sich dem Zeitgeist entgegenstellen. Doch diese müssen entsprechend der Tradition des Martin Luther „lauter“ werden! Ein bemerkenswertes Hoffnungszeichen war übrigens im Eröffnungsgottesdienst der EKD-Synode im Magdeburger Dom das mutige Gebet des Magdeburger Dompredigers Joerg-Uhle Wettler, das zwischen den Zeilen ein deutlicher Weckruf für die Synodalen gewesen ist:
„Herr, Du stellst uns vor Entscheidungen, die eine klare Haltung und Mut erfordern. Lehre uns die Geister zu unterscheiden und nicht jedem Zeitgeist hinterher zu laufen. Lehre uns in der Spur Jesu zu bleiben“ betete der Magdeburger Dompfarrer. Nicht jedem Zeitgeist hinterher zu laufen – wenn dies die Verantwortlichen der Kirche endlich einsehen würden, wäre schon viel gewonnen. Eine ihren Auftrag erfüllende Evangelische Kirche wird nämlich gebraucht!