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Countdown beginnt für HSH Nordbank

Countdown beginnt für HSH Nordbank HSH Nordbank

Eine Bank im Schaufenster

Es wird ernst für die HSH Nordbank. Der Verkaufsprozess des Institutes hat begonnen, mehrere Interessenten – so Insider – haben sich bis zum Stichtag 28. Februar 2017 gemeldet. Für Stefan Ermisch, seit Juni 2016 Vorstandsvorsitzender der Bank, beginnen jetzt die Phasen von Sein oder Nichtsein der HSH Nordbank. „Es steht eine Bank im Schaufenster, die sehr gut funktioniert“, sagte einmal der Bankmanager. Dies war nicht immer so und ist letztendlich der Grund, weshalb im Oktober 2015 die EU-Kommission das notwendige öffentliche Beihilfeverfahren für die Bank absegnete, aber gleichzeitig die Genehmigung mit der Auflage verband, das Institut bis zum 28. Februar 2018 zu veräußern. Ohne die Beihilfen gäbe es die Bank nicht mehr. Über die Gründe der wohlgemerkt früheren Probleme der Bank ist viel und hinreichend berichtet worden. Jetzt aber geht es um die nahe Zukunft mit dem Ziel, einem neuen Eigentümer oder strategischen Investor eine leistungsstarke Bank mit einem guten Kerngeschäft zu übertragen.

Viel Knochenarbeit geleistet

Dafür haben die Bank, das Management und vor allem die Beschäftigten, einen hohen Blutzoll infolge der vergangenen Fehler entrichten müssen; die HSH Nordbank musste grundlegend saniert – eine Knochenarbeit sondergleichen – werden. Die Sanierung war zweifelsfrei auch mit einer erheblichen Reduzierung der Kosten verbunden. Logisch, dass da auch Personalkosten eine Rolle spielen. Ende gut, alles gut? Wir wissen es noch nicht, jedenfalls zur Frage, ob jetzt der Verkauf der Bank gelingt.

Allerdings hat die Bank nun eine verdiente Chance; davon sind unisono Bankchef Stefan Ermisch und seine Vorstandskollegen überzeugt. Das Ergebnispotenzial der Kernbank befindet sich inzwischen klar im grünen Bereich. Sie verfügt in ihrem Stammgebiet Hamburg, Schleswig-Holstein und in arrondierten Gebieten über eine gute Marktposition, insbesondere in den Segmenten Unternehmenskunden, Immobilienfinanzierung und Energie. Allein im Geschäftsfeld Energie & Versorger wurde 2016 ein Neugeschäft von über einer Milliarde Euro abgeschlossen. In diesem Bereich war die Bank auch im gesamten Bundesgebiet aktiv. Aber auch Skandinavien ist im Geschäftsfeld Energie inzwischen der größte regionale Markt der HSH Nordbank.

Ende März 2017 wird die Bank ihre Geschäftszahlen für 2016 präsentieren. Die Beobachter gehen von einem zufriedenstellenden Zahlenwerk aus. Die Bank hat bereits 2015 beim Neugeschäft Fortschritte erzielt und im Kerngeschäft ordentliche Margen verdient. Insgesamt sieht sich die HSH Nordbank „neu“ jetzt gut aufgestellt. Ein wichtiges Asset sind auch die kompetenten und motivierten Mitarbeiter(innen).

Partner China?

Derzeit gehört die Bank zu 94,9% der HSH Beteiligungs-Management GmbH, bei der die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein ihre Anteile gebündelt haben. 5,1% befinden sich bei der Beteiligungsgesellschaft J.C. Flowers. Wie geht es jetzt – nachdem die Bank im Schaufenster steht – weiter? Die NordLB als der große Nachbar wird wohl – dies scheint sicher – nicht einsteigen. Der Sparkassenverband Niedersachsen hat durch seinen Präsidenten jetzt ganz aktuell eine klare Absage erteilt. Ob die Aussage des Präsidenten des Sparkassenverbandes Niedersachsen in der Öffentlichkeit, just im zeitlichen Umfeld des Beginns des Verkaufsprozesses, fair war, ist eine andere Frage. Dies hätte auch diplomatischer und vor allem diskreter bewerkstelligt werden können.

Durchgesickert ist auch, dass die Finanzgesellschaft Apollo Interesse an der HSH Nordbank zeige. Die Rede ist auch von der chinesischen Großbank ICBC. HSH Nordbank-Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Mirow sieht da keine Berührungsängste. Im Gegenteil – die Bank könnte für China als Zugang zum deutschen Mittelstand bzw. als Plattform zu entsprechenden innovativen deutschen Firmen interessant sein. Freilich darf da nicht die Rechnung ohne den Wirt gemacht werden. Denn ob die großen mittelständischen Firmen weiterhin der HSH Nordbank die Treue halten würden, wenn diese unter chinesischer Kontrolle stünde, wäre noch abzuwarten. Auch wird die Zukunft der chinesischen Banken außerhalb Chinas differenziert gesehen.

 

Wie auch immer. Die HSH Nordbank hat ihre Hausaufgaben gemacht. Sie sollte eine gute Chance erhalten. Und sie sollte auch als ein wesentlicher Mitgestalter der Wirtschaft insbesondere in Hamburg und Schleswig-Holstein weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Immerhin dürfen nach 2018 die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein noch vier Jahre bis zu 25% der Anteile an der Bank halten.

Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag