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Die Deindustrialisierung

Zwei Braunkohle-Blöcke werden in Jänschwalde wieder hochgefahren. Zwei Braunkohle-Blöcke werden in Jänschwalde wieder hochgefahren. © leag

Der Absturz

Vor wenigen Tagen kam die Stunde der Wahrheit ans Licht! Die Inflation galoppierte in Deutschland auf 10%. Geldentwertung nennt man so etwas deutlicher! Nicht „Verschwörungstheoretiker“ haben die Zahlen verkündet, sondern das Statistische Bundesamt. Deutschland und seine Wirtschaft (und ganz konkret die Industrie) stehen am Abgrund. Dem Land drohe aufgrund der Energiepreise eine Entwicklung „vom Industrieland zum Industriemuseum“, sagte jetzt  Markus Steilemann, neuer Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI).

Aber auch der Verband der Familienunternehmer schlägt Alarm. Jedes vierte familiengeführte Unternehmen sieht in Deutschland keine Zukunft mehr und spielt mit dem Gedanken der Produktions-Verlagerung in das Ausland. Schließlich ist auch die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften kräftig gestiegen. Die Anzahl lag im August um 26% über dem Vorjahreswert. Deutschlands Wirtschaft wurde (und wird) insbesondere auch durch falsche ideologische Weichenstellungen – vorwiegend in der Energiepolitik – geschwächt und bricht offenbar weiter ein. Die Energiekrise ist in Deutschland weitgehend hausgemacht und wurde bereits lange vor dem Ukraine-Krieg durch die politisch schlecht vorgegebene einseitige Energiewende erkennbar. Ein Beispiel dafür ist der unsinnige gleichzeitige Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohle. So etwas kann nicht funktionieren.

Jetzt stehen insbesondere die energieintensiven Branchen Chemie, Stahl und Aluminium, Zement- und Betonherstellung, die Glas- und Papierindustrie sowie die Nahrungsmittelproduktion mit dem Rücken zur Wand. Nur so nebenbei: Wo soll der erhebliche Stahlbedarf für die Windenergie herkommen, wenn die deutsche Stahlindustrie keine Zukunft mehr hat? Stahl ist ein strategisches Produkt.

Ökonomie und Ökologie statt Allerwelt-Weisheiten

Die deutsche Industrie beschäftigt ca. 6,7 Millionen Menschen. Aber wie lange noch, wenn industrielle Wertschöpfung in Deutschland aufgrund der überteuerten Energiepreise nicht mehr möglich ist? Die Deindustrialisierung wird leider Realität, wenn nicht schleunigst die Ampelregierung neue Weichen in der Energiepolitik stellt. Zahlreiche Handwerksbetriebe, etwa Bäckereien, können die Energiepreise nicht mehr bezahlen und stehen vor der Aufgabe. Was macht vor diesem Hintergrund die Ampel-Bundesregierung? Sie warnt vor der entstehenden Armut. Doch für diese „Weisheiten“ brauchen wir keine Bundesregierung, die Bevölkerung erwartet Vorschläge und Lösungen.

Wir brauchen z.B. (ob man dies hören will oder nicht) eine längerfristige Renaissance der Kernenergie und wir müssen auch Abstand nehmen von der Verteufelung der Kohle. Das Bekenntnis zum Klima ist recht und schön – aber die Menschen müssen auch ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Niemand in der Ampel spricht es aus: Wir brauchen die Balance der Ökologie mit der Ökonomie. Alles andere führt zur weiteren Katastrophe.

Die Ampelvertreter – konkret die Grünen – erlauben sich immer noch ideologische Glaubenskriege zur Kernenergie und Kohle. Alles sei machbar, wenn nur genügend Windenergie installiert würde. Welch eine Scharlatanerie, weil eigentlich klar sein müsste (und dies zeigt weltweit die Praxis), dass es ohne einen Energiemix (Regenerative ja, aber auch die Kernenergie und fossile Energieträger) keine Versorgungssicherheit gibt. Dies weiß die ganze Energiewelt, offensichtlich nur die ideologischen deutschen Besserwisser nicht.

Ein „dicker Energieschatz“ – wir müssen nicht frieren

Wir könnten in Deutschland die jetzt vorhandenen Energieprobleme aus eigener Kraft durchaus lösen. Wir haben einen großartigen Schatz, „einen dicken Elefanten“, wie so zutreffend der ehemalige Umweltsenator und Energiemanager Prof. Vahrenholt die reichlich vorhandene deutsche Braunkohle nannte. In der Tat: Braunkohle kann sehr wohl sauber und umweltgerecht verstromt werden. Die Technik löst solche Probleme, wenn man nur will! Das Gegenteil der „schmutzigen“ Kohle haben uns nur die Ideologen im Verbund mit ihren Hilfstruppen in den Medien eingeredet.

Die Deutschen müssten nicht frieren, die deutsche Wirtschaft müsste nicht abstürzen, es gäbe genug preiswerte Prozesswärme z.B. für die Chemie und die anderen Branchen. Wie wurde Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wirtschaftlich wieder erfolgreich? Mit der Kohle, die man einmal auch als das „Schwarze Gold“ bezeichnete.

Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag