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Die „Reichen“ und die Neidkultur:

Die „Reichen“ und die Neidkultur: © Pixabay

Plakative Reichensteuer – wo steckt der „Reichtum“?

Zu den beliebtesten Gesellschaftsfragen gehören „Vermögenslisten der Milliardäre“. Deutschlands Milliardäre sind so reich wie nie – so überschrieb eine große deutsche Tageszeitung einen Bericht über die „Superreichen“ Deutschlands. Hintergrund ist eine Reichen-Liste eines Wirtschaftsmagazins und das Forbes-Ranking. Welchen Aussagewert haben diese Nachrichten – soll etwa Neid geschürt werden?

Was sagen die Ranking-Listen aus, wie seriös und glaubwürdig sind sie und was soll mit den spekulativen Zahlen erreicht werden? Geht es „nur“ um die Auflage bringende Schlagzeile oder dient die Veröffentlichung dem Unterhaltungswert für die Leser?

Natürlich ist es spektakulär, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass die „Top 100 der reichsten Unternehmer Deutschlands“ ein Vermögen von 333,6 Milliarden Euro repräsentieren. Dies schürt zweifelsohne Neid und Begehrlichkeiten. In der Tat gehört die „Reichensteuer“, mit der die vermeintlichen Superreichen geschröpft werden sollen, zu den Forderungen der linken Ideologie. Es hört sich ja auch spektakulär an, wenn etwa die Familie Quandt/Klatten (Johanna und Stefan Quandt sowie Susanne Klatten) in der „Reichenliste“ mit ca. 24 Milliarden Euro genannt werden. Doch was verbirgt sich hinter der Zahl? Sie reflektiert vor allem das Engagement der Familie Quandt/Klatten beim Vorzeigeunternehmen BMW, deren Großaktionäre Johanna Quandt, Sohn Stefan und Tochter Susanne Klatten sind. Es war und ist für die BMW Group gut, mit Quandt/Klatten verlässliche Ankeraktionäre zu besitzen. Dadurch wird die Unabhängigkeit und Berechenbarkeit des weiß-blauen Paradeunternehmens gesichert. Die „Milliardärsfamilie“ Quandt/Klatten garantiert auch die Erfolgsstory BMW unter dem Gesichtspunkt des Beschäftigungsfaktors.

Auch „kleinere Rankings-Milliardäre“ wie Oetker, Freudenberg oder Liebherr – um wenige Beispiele zu nennen – sind in der Vorstellungswelt von Otto Normalverbraucher nicht sofort vermittelbar. Denn alle genannten Zahlen sind relativ, weil sie Vermögen der Familien widerspiegeln, die in erster Linie in den Unternehmenswerten stecken, die schließlich Arbeitsplätze generieren: Fabrikgebäude, Produktionsanlagen und Beteiligungen; Anlagen- und Umlaufvermögen mit Maschinen, Lagerbeständen.

Tatsächlich repräsentieren die immer wieder veröffentlichten Rankings in erster Linie Familienunternehmen oder Engagements der Familien bei großen Aktiengesellschaften. Dass dabei plakative Zahlen sehr relativ zu sehen sind, zeigt das Beispiel der fränkischen Unternehmerfamilie Schaeffler (Schaeffler Gruppe und Beteiligung bei der Continental AG). Vergessen wird: In der Holding haftet die Familie! In der „Reichenliste“ werden die Schaefflers auf 6,4 Milliarden Euro taxiert – doch durch waghalsige Manöver beim Engagement der Franken bei der Continental AG, stand während der Finanz- und der dann folgenden Wirtschaftskrise die Unternehmensgruppe Schaeffler in einer großen Existenzkrise. Inzwischen hat sich die Entwicklung wieder stabilisiert. Das Beispiel Schaeffler aus dem Jahre 2009 zeigt, wie schnell auch große Vermögen gefährdet sind. Dies zeigen jedoch die „Reichenlisten“ nicht …

Die Schaeffler-Gruppe (INA, FAG, LuK) gehört zu den größten industriellen Arbeitgebern Deutschlands mit 76.000 Beschäftigten. An der inzwischen wieder prosperierenden Entwicklung der Gruppe partizipiert also nicht nur die Familie Schaeffler, sondern auch der Beschäftigungsmarkt durch den Arbeitgeber Schaeffler. Auch daran darf erinnert werden.

Die in den Rankings der „Milliardäre“ genannten Familien gehören in der Regel auch zu großen Investoren Deutschlands. Plakative „Reichenlisten“ mögen einen gewissen Neugierigkeitsgehalt und Unterhaltungswert besitzen – doch sie vernachlässigen das unternehmerische Engagement durch die genannten Familien und schüren leider auch eine Neidkultur in unserem Land. Es mag zum Zeitgeist gehören, mit dem Zeigefinger auf die „reichen Familien“ hinzuweisen und eine „Reichensteuer“ zu fordern. Dabei wird oberflächlich übersehen, dass die für unsere Volkswirtschaft dringend notwendige Investitionskraft geschmälert würde.

Letzte Änderung am Mittwoch, 03 Mai 2017 13:18
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag