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Bankfusionen haben in Deutschland ihre Tücken

Braucht der Finanzplatz eine neue Großfusion? Nicht nur die Gewerkschaften verneinen dies. Braucht der Finanzplatz eine neue Großfusion? Nicht nur die Gewerkschaften verneinen dies. © Pixabay

Deutsche Bank und Commerzbank – wo liegt der Sinn?

Der Versuchsballon einer Fusion der beiden größten deutschen Privatbanken wurde von der Politik – und offenbar aus dem Bundesfinanzministerium – gestartet. Ob Finanzminister Scholz über das Fusionsmodell die seit der Finanzkrise gehaltene Beteiligung bei der Commerzbank weghaben oder zumindest reduzieren will, darf man vermuten. Doch was bringt für die Institute selbst ein Zusammengehen?

Zunächst entsteht durch eine Fusion zweier relativ schwacher Banken (im Vergleich mit internationalen Wettbewerbern) noch lange kein Primus, aber viel sozialer Zündstoff z.B. im Bereich der Arbeitsplätze in den betroffenen Finanzinstituten. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen nämlich, dass große Bankfusionen in Deutschland kläglich gescheitert sind. In München hatte man einmal den Ehrgeiz, aus der „alten“ Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank (die Bayernhypo) und der Bayerischen Vereinsbank einen führenden European-Player zu schmieden. Doch die Fusion endete in der Katastrophe. Die Kulturen, Rivalitäten und gegenseitigen Abneigungen des Führungspersonals der beiden Banken lebten weiter. Schließlich wurde die nach der Fusion entstandene Bayerische Hypo- und Vereinsbank eine Tochter der italienischen Großbank UniCredit. Es entand die „Marke“ HypoVereinsbank – „ a Member of Unicredit“.

Schlimmer erging es der früheren zweitgrößten deutschen Bank, der Dresdner. Die Bank gibt es nicht mehr! Nachdem die Dresdner Bank im Rahmen der „Allfinanzstrategie“ des Versicherungsriesen Allianz dort Unterschlupf fand, prallten auch da Welten in der Chemie aufeinander. Versicherungsleute und Banker – dies konnte nicht gut gehen. Dann wurde die Dresdner mit der Commerzbank zusammengespannt – das Ende ist bekannt! Auch das Hin und Her der Deutschen Bank mit der Postbank zeigt, dass Fusionen in der Finanzwirtschaft zumindest in Deutschland nicht unbedingt zielführend im Sinne von Mehrwert sind.

Imageverlust und schlechte Kennziffern

Die Deutsche Bank wurde in den letzten 10 bis 15 Jahren mit zahlreichen negativen Botschaften konfrontiert. Von der unendlichen Kirch-Affäre (Deutsche Bank-Chef Breuer) bis zu Razzien in der Frankfurter Konzernzentrale – die Liste unangenehmer Vorwürfe gegenüber der Bank ist lang. Aber auch die Commerzbank muss mit einem negativen Image kämpfen. Bei der großen Finanzkrise vor zehn Jahren hat der Bund schließlich die einst ruhmreiche Commerzbank vor dem Zusammenbruch gerettet und die größte Schmach musste die „Coba“ vor einem Jahr hinnehmen. Sie stieg vom DAX in den MDax ab – sportlich gesprochen von der ersten Fußballbundesliga in die zweite Liga. Den Platz im DAX nahm für den Absteiger Commerzbank der Payment-Dienstleister Wirecard ein …

Bei der Deutschen Bank waren die Bilanzen bzw. die Gewinn- und Verlustrechnungen in den letzten Jahren teilweise eine einzige Katastrophe mit zum Teil geradezu unglaublich hohen Verlustziffern. Hätten industrielle Kreditkunden der Bank derartige Bilanzzahlen präsentiert, wäre von der Bank der Kredit-Geldhahn zugedreht worden. Insbesondere bei der Kennziffer operatives Ergebnis konnte die DB mit dem Wettbewerb aus dem europäischen Ausland auch nicht ansatzweise mithalten. Zurecht fragen sich daher heute nicht nur die Gewerkschaften, wo eigentlich der Sinn einer Bankfusion liegt, wenn zwei relativ schwache Banken zusammengehen. Fußkranke werden wohl keine Rekordläufer. Deshalb wird das Projekt Fusion kritisch beäugt.

Die Gewerkschaften fürchten den Verlust von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen. Stand 2018 hat die Deutsche Bank noch ca. 92.000 und die Coba ca. 49.000 Beschäftigte. Insofern ist es verständlich, wenn die Gewerkschaften ihren Widerstand ankündigen und grundsätzlich die Fusion ablehnen.

Die Befürworter einer Fusion der DB mit der Coba (auch aus dem Umfeld der Bundesregierung) betonen hingegen die Notwendigkeit eines großen international starken deutschen Finanzplayer. Die deutschen Industrie- und Exportunternehmen – so heißt es – bräuchten für ihre finanzielle Begleitung insbesondere bei Großprojekten außerhalb Europas eine starke Bank an ihrer Seite. Doch welches Großprojekt der deutschen Industrie ist aufgrund des angeblichen Fehlens einer nationalen Großbank gescheitert? Und wäre es übrigens im Sinne der oft geforderten engeren Zusammenarbeit in der EU so schlimm, wenn etwa die hervorragend positionierte spanische Großbank Santander ein Infrastrukturprojekt eines deutschen Unternehmens in Südamerika finanzieren würde? Im Gegenteil – Santander ist z.B. in Brasilien oder Argentinien traditionell viel besser aufgestellt. Entweder wir „leben“ die EU – und dazu gehören auch Großbanken außerhalb Deutschlands – oder eben nicht.

Bank-Chef Sewing: Auf kontrolliertes Wachstum setzen

Kritischer wäre es, wenn die Deutsche Bank oder die Commerzbank von unerwünschten Investoren übernommen würden. Doch die Chinesen – um ein Beispiel zu nennen – können gut rechnen, ganz abgesehen davon, dass auch eine fusionierte Bank übernommen werden kann. Die Lösung muss eine andere sein. Sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank müssen wieder besser an die Hausaufgaben herangehen und für mehr Rentabilität sorgen. Die jüngsten Eckziffern der Banken für 2018 sind eine gute Grundlage. Zumindest das jeweilige Ergebnis vor Steuern ist mit 1.330 Millionen Euro (DB) und 1.230 Millionen Euro (Coba) ermutigend. Eine Fusion der beiden Banken wäre im Sinne des Wettbewerbes im Heimatmarkt Deutschland nicht wünschenswert. Dies sehen offenbar – wenn man Äußerungen aus den betroffenen Banken Glauben schenken darf – die Topmanager der Bank ähnlich. „Mit unserer Rückkehr in die Gewinnzone, gestärkten Kontrollen und einer starken Bilanz haben wir eine gute Grundlage geschaffen, um kontrolliert zu wachsen“, sagte Christian Sewing, Vorstandschef der Deutschen Bank. Kontrolliertes Wachstum sei die Strategie der Bank. Eine Fusion kann damit wohl nicht gemeint sein.

Letzte Änderung am Montag, 25 März 2019 16:11
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag