Der Fürther Kaufmann Gustav Schickedanz, der später die „Quelle“ gründete, gab bereits 1928 einen zwar noch dünnen, aber immerhin damals „Preisliste“ genannten Katalog heraus. Eine Entwicklung nahm ihren Lauf. Nach dem 2. Weltkrieg waren es dann im Umfeld des aufkommenden Wirtschaftswunders neben der Quelle vor allem Neckermann (Neckermann macht’s möglich) und Otto, die fast zeitgleich 1950 Kataloge herausgaben. Die zweimal jährlich erscheinenden Kataloge der großen Drei des Versandhandels wurden schließlich dicke Wälzer und entwickelten zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für das Konsumverhalten der Deutschen.
Diese Ära geht jetzt nach fast siebzig Jahren mit dem letztmals erscheinenden Otto-Katalog, der jetzt gedruckt wird, zu Ende. Noch einmal können die Kunden im Frühjahr/Sommer Katalog 2019 auf 656 Seiten stöbern. Zu den besten Zeiten erreichten die Kataloge Millionenauflagen und wurden somit auch zu einem wichtigen Umsatzträger für die Tiefdruckereien. Längst sind als Versandhauskönige die Namen Neckermann und Quelle Geschichte, doch deren Ende war zum großen Teil hausgemacht. Lediglich Otto überlebte. Heute gibt es – nach dem letzten Otto-Katalog – zwar noch Specialkataloge und Specials verschiedener Anbieter in Programmzeitschriften – aber der klassische Katalog hat jedenfalls für ein allumfassendes Vollsortiment über die verschiedensten Warengruppen keine Zukunft mehr. Aber versendet wird trotzdem noch – vielleicht sogar mehr denn je. Diese Entwicklung hat einen Namen, das Internet.
Strukturwandel durch Internet
Der durch das Internet möglich gewordene Online-Handel veränderte die Einkaufswelt. Warum einen dicken Wälzer durchblättern, wenn man bequem die Waren zu Hause bequem gezielt anklicken und sich darüber hinaus alle möglichen Produktinfos beschaffen kann? Der Niedergang des konventionellen Versandhandels, der auf den Katalogen basierte, ist mit dem Aufkommen des Online-Handels verbunden. Es fing mit dem Buchversand an und umfasst heute eigentlich alle Waren einschließlich der technischen Haushaltsgroßgeräte wie Waschmaschinen oder Kühltruhen. Inzwischen bedroht dieser „Strukturwandel“ im privaten Einkaufsverhalten sogar den konventionellen familiengeführten Einzelhandel in den Städten. Und so ganz nebenbei wird diese Entwicklung sogar noch durch Fahrverbote in die Städte beflügelt.
Allerdings – um auf den Katalog zurück zu kommen – gibt es keine Regel ohne Ausnahmen. Die schwedische Möbelgruppe IKEA druckt auch weiterhin (jedenfalls aus heutiger Sicht) in 38 Sprachen und 190 Millionen Exemplaren ihren Katalog sozusagen als renommierter Einrichtungsführer. Doch IKEA hatte von der ersten Stunde eine ganz bestimmte Käuferschicht – vorwiegend Kunden, die im IKEA-Katalog insbesondere gewollte inspirierende Einrichtungstipps erhalten.