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Selbsternannte Gralshüter der alleine gültigen Richtigkeit:

Selbsternannte Gralshüter der alleine gültigen Richtigkeit: Pixabay

Macht, Ohnmacht und Finanzen der Nicht­regierungsorganisationen (NROs)

Nichtregierungs­organisationen entwickeln sich immer mehr zu „mittelständischen Firmen“ mit enormen Umsätzen. Sie müssen daher im eigenen Interesse und der ihrer Mitglieder und Spender wesentlich transparenter werden. Denn insbesondere in Deutschland haben z.B. die Umweltverbände viel Macht, die oft auch instrumentalisiert wird. Ob der internationale „Marktführer“ Greenpeace, die rührige WWF-Organisation oder die insbesondere in Deutschland tätigen NROs Deutsche Umwelthilfe (DUH), Nabu (Naturschutzverband Deutschland), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) – sie alle treten gerne mit dem Anspruch der alleinigen Richtigkeit auf und zielen dabei oft über das Ziel hinaus. Aber nicht immer war die gepachtete Deutungshoheit auch richtig!

Gewiss haben NROs viele Aktivitäten für eine bessere Welt gestartet. Unvergessen auch spektakuläre Greenpeace-Kampagnen im Umfeld der Entsorgung der ehemaligen Shell-Ölplattform Brent Spar. Doch gerade Brent Spar offenbarte auch die Fragwürdigkeit von Greenpeace. Die Organisation gab später zu, dass ihre Angaben über die Ölrückstände maßlos übertrieben waren. Während Greenpeace von 5.500 Tonnen sprach, stellte sich später durch den Prüfbericht der beauftragen Prüfgesellschaft „Det Norske Veritas“ heraus, dass tatsächlich „nur“ maximal 100 Tonnen – also noch nicht einmal 2% der von Greenpeace behaupteten Menge der Ölrückstände (wie von Shell auch angegeben) vorhanden waren. Greenpeace hat den Fehler zugegeben und sich mit dem Argument „Wir haben uns verschätzt“ entschuldigt. So einfach geht dies aber nicht.

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Einen weiteren Imageschaden musste Greenpeace 2013 eingestehen. Ein Mitarbeiter der internationalen Zentrale in Amsterdam verzockte Greenpeace-Gelder (letztendlich Spenden) mit Termingeschäften. Es entstand ein Verlust von 3,8 Millionen Euro. Der zuständige Mitarbeiter wurde zwar entlassen, aber der fade Beigeschmack bleibt. Allein die deutsche Greenpeace-Organisation wurde daraufhin mit Kündigungen von über 7.000 Fördermitgliedern konfrontiert. Zu allem Unglück wurde dann auch noch bekannt, dass der Greenpeace-Manager Pascal Husting gut ein Jahr lang für Reisen zwischen seinem Wohnort in Luxemburg und der Greenpeace-Zentrale in Amsterdam – ca. 400 km – das Flugzeug benutzte. Zwar entschuldigte er sich mit dem Versprechen, künftig die Bahn zu benutzen – aber auch hier wurde der Ruf der Greenpeace-Organisation beschädigt. Motto: Wasser predigen, Wein trinken.

Man sieht, auch bei den Nichtregierungsorganisationen „menschelt“ es. Dabei ist Greenpeace, auch am Umsatz gemessen, längst ein großes „Unternehmen“. Im Annual-Report 2013 wies Greenpeace International einen Umsatz – vorwiegend Fördergelder und Sponsoreneinnahmen – in Höhe von 288,3 Millionen Euro aus (Quelle Florian T. Furtak „Internationale Organisationen“). Allein Greenpeace Deutschland erzielte laut Jahresbericht 2014 Erträge in Höhe von 58,9 Millionen Euro, wobei allein 52,5 Millionen Euro als Spenden ausgewiesen wurden. 4.900 Mitarbeiter seien in Deutschland ehrenamtlich tätig.

Wenn man den Jahresbericht von Greenpeace-Deutschland analysiert, wird zwar viel über Aktionen berichtet, doch die Transparenz des Zahlenwerkes lässt angesichts des „Geschäftsvolumens“ doch sehr zu wünschen übrig. Dies gilt aber auch für die anderen Organisationen. So berichtet der Geschäftsbericht 2014 des Nabu (Naturschutzverband Deutschland) gerade mal von 48 Seiten auf zwei Seiten über die Einnahmen und Ausgaben. Kritisiert wird auch immer wieder eine gewisse Nähe großer Unternehmen bei den NROs. So unterhält die Otto-Stiftung das Michael-Otto-Institut (eine Initiative des Großunternehmers Michael Otto) im Naturschutzverband Deutschland. Der Zweck der Initiative der Stiftung bei Nabu mag edel sein – aber nicht wenige Beobachter rümpfen die Nase, obwohl Michael Otto als glaubwürdiger Verfechter einer intakten Umwelt gilt.

Interessenskonflikte

Konkreten Ärger gab es beim „BUND“, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Der populäre Dirigent und Großgrundbesitzer Enoch zu Guttenberg (Vater von Ex-Verteidigungsminister Theodor zu Guttenberg), gleichzeitig ein engagierter Umweltschützer, trat aus dem von ihm mitgegründeten BUND bereits vor drei Jahren wieder aus, weil er der Organisation eine zu enge Verquickung mit der Windenergieindustrie vorwarf. Er wisse von Personen des BUND, die gleichzeitig in der Windlobby arbeiten oder tätig waren. Enoch zu Guttenberg sieht vor allem einen Konflikt, weil Windkraftanlagen „Geländefresser und hocheffiziente Geräte zur Vernichtung von Vögeln“ seien. Der BUND verrate den Artenschutz und den Landschaftsschutz. Inwieweit die Windenergieindustrie den BUND unterstützt, geht aus den Geschäftsberichten der NROs nicht hervor. Wenn man bedenkt, dass wegen dem Juchtenkäfer schon wichtige Infrastrukturmaßnahmen, die im höheren Interesse lagen, blockiert wurden, kann man sich bei der Vernichtung von Vögeln durch die Windkraft nur wundern.

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) muss sich Fragen gefallen lassen. Wie die TAZ bereits vor drei Jahren recherchierte kommt ein nicht kleiner Teil der Spenden aus Unternehmen der Getränkewirtschaft, der Autozulieferindustrie und ebenfalls aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Dennoch sei man absolut unabhängig, heißt es bei der DUH. Nicht wenige Gelder für die NROs stammen übrigens auch aus dem Bundesumweltministerium.

Relativ transparent ist die WWF-Organisation. Der Geschäftsbericht 2013/14 (für 2014/15 liegt er noch nicht vor) weist allein für Deutschland Gesamteinnahmen in Höhe von 62,6 Millionen Euro aus. WWF bekennt offen die Zusammenarbeit auch mit privatwirtschaftlichen Unternehmen. Zu den Unterstützerfirmen gehören prominente Adressen wie die Robert Bosch Stiftung, die Michael Otto Stiftung und namhafte Firmen als Kooperationspartner. Herausragend nennt der Geschäftsbericht die Edeka-Gruppe (Einkaufsverbund). WWF nennt ganz offen die Notwendigkeit der Zusammenarbeit. „Um Umwelt und Natur zu entlasten, benötigt der WWF finanzielle Mittel. Um dieses Ziel zu erreichen, können Unternehmen wichtige Partner sein“, heißt es im Geschäftsbericht. Eine Form der Zusammenarbeit sei die Beratung. WWF berate und unterstütze Unternehmen, die „Wertschöpfungsketten nachhaltiger zu gestalten.“

Instrumentalisierte Macht

Alles in allem sind die NROs längst Organisationen mit Einnahmen, die dem Volumen größerer mittelständischer Unternehmen entsprechen. Bei globalen NROs wie Greenpeace werden locker größere dreistellige Millionenbeträge an Einnahmen erreicht. Deshalb müssen im wohlverstandenen eigenen Interesse die NROs ihre Finanzen transparenter gestalten. Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf, zu erfahren, wer hinter den Organisationen steht, nicht zuletzt auch deshalb, weil unter dem Deckmantel des Umweltschutzes viele NROs massiv Wirtschaftspolitik gegen die Interessen der Allgemeinheit gestalten. Dafür aber ist die Bundesregierung zuständig. Oft werden auch in einem falsch verstandenen Idealismus wichtige Schlüsselbranchen der Wirtschaft gefährdet: Pharmaindustrie, die Chemie, Lebensmittelhersteller, Betreiber von Wasserkraftanlagen und natürlich auch die Automobilindustrie. Darüber berichten wir in einem zweiten Teil vor dem Hintergrund der Dieseltechnologie.

Letzte Änderung am Dienstag, 16 Mai 2017 10:50
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag