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Die besonderen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und United Kingdom könnten den geplanten Deal EADS/BAE Systems begraben:

Die besonderen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und United Kingdom könnten den geplanten Deal EADS/BAE Systems begraben: © US Government

Die „Special relationship“ sind für Briten und Amerikaner unantastbar

Das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und United Kingdom war, ist und bleibt durch eine besondere Zusammenarbeit geprägt. Es sind spezifische Beziehungen, die schon immer durch gemeinsame Werte gepflegt wurden. Für die Politik in den USA und im Vereinigten Königreich haben die „Special relationship“ daher einen denkbar hohen Stellenwert. Dies hat einerseits historische Gründe und andererseits die gemeinsame englische Sprache als Grundlage. Historisch deshalb, weil die Briten bis zum Ausbruch der amerikanischen Revolution, die schließlich am 4. Juli 1776 zur Unabhängigkeitserklärung führte, in 13 „Kolonien“ in Amerika die Kolonialherren waren.

Die engen Verbindungen – wiederum durch die Sprache – zeigen sich auch im Verhalten unzähliger amerikanischer Familien, die ihre Kinder, wenn sie schon die „alte Welt“ kennenlernen sollten, auf britische Universitäten schicken. Dies ist allerdings in jüngster Zeit nicht mehr so ausgeprägt, weil die amerikanischen Hochschulen vom Niveau her zu den auch international führenden britischen Universitäten Oxford und Cambridge aufgeschlossen haben. Aber immer noch haben insbesondere Oxford und Cambridge in den USA einen hervorragenden Ruf. Die „Special relationship“ wurden aber vor allem durch die gemeinsamen Feldzüge im 1. und 2. Weltkrieg weiter gefestigt. Stets waren die Amerikaner und die Briten, die gelegentlich auch im erweiterten Sinne als Angelsachsen bezeichnet werden, engste Verbündete. Dies war auch in der Zeit des „Kalten Krieges“ und im 1. Golfkrieg so. United Kingdom ist schließlich auch im Irak-Krieg gegen Saddam Hussein die einzige Top-Weltmacht gewesen, die im großen Umfange mit Großverbänden die Amerikaner unterstützten. Zwar gab es noch eine „Koalition der Willigen“, aber die eigentliche Last des Irak-Krieges lag auf den Schultern der Amerikaner und der Briten.

Sehr oft waren die „Special relationship“ auch durch engste Verbindungen zwischen den amerikanischen Präsidenten und dem jeweiligen Premier von United Kingdom beeinflusst. Beispiele besonders guter Verhältnisse war jeweils die Zusammenarbeit zwischen Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill, Ronald Reagan und Margaret Thatcher und in jüngerer Zeit durch George W. Bush und Tony Blair. Für die Amerikaner ist auch heute noch United Kingdom ein riesiger „Flugzeugträger“ als Basis für die amerikanischen Interessen in Europa. Militärstrategisch sind die interkontinentalen Atom-U-Boote der Amerikaner und Briten mit Trident II D 5 Raketen bestückt, während die Franzosen bei ihren Atom-U-Booten eine eigene Entwicklung forcierten. Das gute Verhältnis USA/UK geht weiter in den erfolgreichen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden engen Verbündeten. Alle wichtigen US-Großkonzerne haben ihre europäische Hauptbasis in UK. Der amerikanische Riese GE beschäftigt in UK fast die dreifache Anzahl von Mitarbeitern gegenüber der entsprechenden Anzahl in Deutschland.

Die „Special relationship“ zeigen sich nach wie vor auch auf dem militärischen Gebiet. Viele strategische überseeische Stützpunkte benutzen bis zum heutigen Tage die Amerikaner und die Briten gemeinsam. Ein Beispiel ist die britische Insel Ascension im Südatlantik, die sowohl der Royal Air Force als auch der US-Air Force als wichtiger Stützpunkt gilt. Auch die britischen Bermudas wurden von den Amerikanern als Stützpunkt genutzt. Viele wichtigen militärstrategischen Planungen – auch in der Verteidigungstechnik – werden von den Amerikanern und Briten gemeinsam entwickelt. So hat das amerikanische Verteidigungsministerium dem britischen Riesen BAE Systems als einzigem nichtamerikanischen Unternehmen erlaubt, Zugang (die sogenannte SSA) zu brisanten Informationen zu erhalten. Die amerikanische Verteidigungswirtschaft und BAE Systems arbeiten daher sehr eng zusammen. Der Hauptkunde von BAE Systems ist mit großem Abstand, über 40% aller BAE Umsätze, das amerikanische Verteidigungsministerium. Alle derzeitigen EADS-Planungen für eine Fusion mit BAE Systems sind daher Makulatur, wenn die Amerikaner nicht mitspielen. Und es darf bezweifelt werden, ob die Amerikaner dem Projekt EADS/BAE Systems den Segen geben, wie erste kritische Stimmen aus der amerikanischen Industrie (Boeing) zeigen. Ob Briten und Amerikaner bereit sind, wegen einer fragwürdigen Fusion EADS/BAE Systems die „Special relationship“ zu gefährden, darf bezweifelt werden. Die Amerikaner wollen nicht haben, dass Knowhow von höchster militärischer Brisanz in unsichere Hände gelangen. Was sie bei den Briten aufgrund der „Special relationship“ akzeptieren, dulden sie bei den Franzosen und Deutschen noch lange nicht.

Mehr hier (Seiten 5 und 6)

 

Letzte Änderung am Donnerstag, 04 Mai 2017 14:40
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag