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Aufziehende Gefahren im Nahen Osten:

Aufziehende Gefahren im Nahen Osten: Wikipedia

Berechtigte Sorgen in Israel

Es geht schneller los als gedacht! Nur wenige Tage nach dem Sturz des Ex-Präsidenten Mubarak – siehe auch die WirtschaftsReport-Analyse „Nach dem Sturz Mubaraks" (Link) – haben die neuen Machthaber in Ägypten ausgerechnet dem Iran erlaubt, eine Provokation vor allem gegenüber Israel zu starten. Erstmals seit über 30 Jahren befuhren zwei Kriegsschiffe (darunter eine Fregatte) den Suezkanal, dessen rechtes Ufer die Halbinsel Sinai, die an Israel grenzt, ist. Mubarak hat eine derartige Provokation gegenüber Israel nicht zugelassen. Deutschlands führende Zeitungen, u.a. „Die Welt“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, haben darüber berichtet. Nach dem Verlassen des Suezkanals fahren die Iraner auf ihrem Weg nach Syrien an der Küste Israels vorbei.

Für die iranischen Machthaber war die Passage des Suezkanals ein bewusst gewählter Test – auch wieweit man wohl gehen könne und wie die Haltung der neuen Machthaber in Ägypten einzuschätzen ist. Der Iran spricht nicht nur die Existenzberechtigung des Staates Israel ab, er ruft ganz offen zur Vernichtung des israelischen Volkes auf. Es ist daher nur zu verständlich, dass die Israelis sehr besorgt sind, zumal offenbar auch die Vereinigten Staaten versuchten, die Durchfahrt auf diplomatischem Wege zu verhindern. Warum haben die Ägypter jetzt etwas genehmigt, was Mubarak in über 30 Jahren nicht duldete? Zeigen die neuen Herren in Kairo erste Verbeugungen vor dem neu aufkommenden fundamentalistischen Zeitgeist in Ägypten? Israel hat sich jetzt gegenüber Ägypten, des lieben Friedens willen, öffentlich zurückgehalten, gleichwohl seine Marine zur verstärkten Wachsamkeit angehalten.

Führungsstark waren die neuen Machthaber in Kairo jetzt nicht. Man war sich der Provokation durchaus bewusst. Einmal, so hieß es, läge kein Antrag zur Durchfahrt des Kanals vor und dann wieder munkelte man, dass die Durchfahrt nicht genehmigt würde. Jetzt sind die ersten „Beschwichtiger“ wieder aktiv. Die Durchfahrt sei rechtlich nicht zu beanstanden gewesen. Da fragt man sich nur, weshalb unter Mubarak das Passieren des Suezkanals für iranische Kriegsschiffe verweigert wurde! Israel selbst steht jetzt vor einem Dilemma. Einerseits hat die Regierung ihre Besorgnis geäußert, andererseits will man die weitere Entwicklung und Positionierung der neuen Machthaber in Ägypten abwarten.

Die Sorgen in Israel sind aber gegenüber dem Iran verständlich. Offenbar sehen die iranischen Machthaber die Zeit gekommen, nach den Unruhen im arabischen Raum Signale zu setzen. Das Land will die Vorherrschaft in einer ohnehin instabilen Region, die sich ganz leicht wieder zu einer großen Krisenregion im Weltmaßstab entwickeln könnte. Wie bereits im WirtschaftsReport analysiert, könnte man bald dem berechenbaren Mubarak nachtrauern. Hoffentlich wiederholt sich die Geschichte – vorgegeben beim Sturz des Schahs von Persien – nicht. Es wäre für den Weltfrieden ein Drama. Der Nahe Osten, und dazu gehört natürlich Israel, braucht Frieden. Mehr denn je!

Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag