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Euphorie um geplantes Tesla-Werk in Deutschland

Wird aus einem Tesla-Werk in Brandenburg Realität? Nichts Genaues weiß man nicht … Wird aus einem Tesla-Werk in Brandenburg Realität? Nichts Genaues weiß man nicht … © Pixabay

Vorsicht heißt die Mutter der Porzellankiste

Tesla-Chef Elon Musk – er hält gleichzeitig ca. 22% der Tesla-Aktien – hat am 12. Juni 2019 am Rande einer Berliner Veranstaltung den Bau einer Tesla „Gigafactory“ im Brandenburgischen angekündigt. Die Politik und die Medien haben sich prompt vor Begeisterung überschlagen. Darf es etwas kleiner und vor allem realistischer sein?

Von 10.000 neuen Arbeitsplätzen ist die Rede und von einem vorgezogenen Weihnachtsfest für Brandenburg und Berlin. Gemach, gemach – ach wenn es doch nur so schön wäre … Bundeswirtschaftsminister und politische „Mehrzweckwaffe“ Peter Altmaier wertete die Musk-Ankündigung bereits als einen großartigen Erfolg (seit wann aber ist eine Willenserklärung schon ein Erfolg?) und Berlins grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop war ganz aus dem Häuschen und wusste es bereits sehr genau: sechs bis sieben tausend Arbeitsplätze entstünden in Brandenburg im Großraum Berlin und in Berlin selbst kämen noch einige hundert, wenn nicht gar tausende, Arbeitsplätze hinzu. Dies wären dann die blumig angekündigten 10.000 neuen Arbeitsplätze.

Das Werk soll bereits im 1. Quartal 2021 – dies wäre in ca. 1 ½ Jahren – die Produktion aufnehmen. Doch bei aller verkündeten Euphorie, auch in der ARD und im ZDF, wäre es vielleicht hilfreich, wieder etwas mehr Bodenhaftung zu bekommen. Bei Tesla und insbesondere Elon Musk ist Vorsicht, die bekanntlich die Mutter der Porzellankiste ist, geboten. Versprochen hat Musk und Tesla schon viel und vielleicht sollte auch einmal daran erinnert werden, dass Tesla schon wiederholt am Konkurs vorbeischrammte. Im Juni 2018 verkündete Tesla einen drastischen Stellenabbau. Bisher hat Tesla seit seiner Gründung noch nie ein volles Geschäftsjahr mit einem Gewinn abgeschlossen. Das Unternehmen lebt von Investoren, die auf die Zukunft setzen und die Tesla-Verluste vielleicht noch abschreiben können. Aber auch die geduldigsten Investoren werden irgendwann einmal zornig! Was dann?

Bisher nur Verluste und Versprechungen

Allein in den letzten vier Geschäftsjahren 2015 bis 2018 hat Tesla ein negatives Ergebnis (also Verlust) nach Steuern in Höhe von 4.501 Millionen bzw. 4,5 Milliarden US-Dollar ausgewiesen. Eine normale Firma wäre also pleite! Tesla muss also erst noch beweisen, ob die Firma überhaupt endlich in der Lage ist, positiv über ein ganzes Geschäftsjahr zu wirtschaften. Dieser Beweis steht noch aus. Inzwischen wurde man auch in Berlin und Brandenburg etwas realistischer. Jetzt ist nicht mehr von 10.000 Arbeitsplätzen die Rede. In der Stufe 1 sollen es 3.000 sein! Immerhin. Wer finanziert, so das Werk in Brandenburg denn wirklich kommt (wie oben erwähnt hat Musk schon viel versprochen …), die angekündigte Tesla-Investition und wie hoch wird möglicherweise der deutsche Steuerzahler mit Zuschüssen in Anspruch genommen? Mit welchen im deutschen Markt verkaufbaren Modellen für den Otto Normalverbraucher will Tesla den Markt bestehen? BMW, Daimler und VW haben in der E-Mobilität längst aufgeholt; sie werden wohl nicht vor Tesla wie das Kaninchen vor der Schlange mit Angst erstarren.

Letzte Änderung am Dienstag, 19 November 2019 13:30
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag