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Mir san mir – aber nicht beim IOC

Mir san mir – aber nicht beim IOC München 2018

Olympiadebakel für München 2018

 

Die Niederlage für München 2018 in Durban ist ernüchternd. Gutes Bewerbungskonzept hin oder her: das bayerische Selbstbewusstsein nach dem Motto „Mir san mir“ zählte offenbar leider in Durban nicht viel. München verlor geradezu im 1. Wahlgang deklassierend. 63 IOC-Delegierte stimmten für das südkoreanische Pyeongchang und bescheidene 25 Stimmen erhielt München. Dies war mehr als ein Klassenunterschied.

Fußballweltmeisterschaften und Olympische Spiele sind längst auch ein Politikum und so gesehen konnte man jetzt überdeutlich registrieren, wie die Reputation Deutschlands in aufstrebenden Nationen aus Afrika, Asien und Südamerikas zu sehen ist. Weder die Anwesenheit des Herrn Bundespräsidenten noch die des Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern beeindruckte die Delegierten; schon überhaupt Franz Beckenbauer oder Katarina Witt – trotz deren unbestreitbaren Verdienste. Jetzt ist aber Schadensbegrenzung angesagt: Olympia ist nicht alles. Unsinnig ist es aber, jetzt schon wieder nach dem Motto „Jetzt erst recht“ bereits 2022 anzupeilen.

Erste Reaktionen – auch von verantwortlichen Medienleuten – nach der Ernüchterung aus Durban sehen Deutschland als schlechte Verlierer. Wer jetzt, wie ein Kommentator im Bayerischen Rundfunk, von einem „Nest“ Pyeongchang spricht und von vertanen Chancen des IOC faselt, wer gar fordert, Olympische Winterspiele gehörten entweder nach Europa oder Nordamerika (Vereinigte Staaten und Kanada), ist nicht nur weltfremd, sondern grenzt andere Länder außerhalb der genannten Regionen für Olympia aus. Es gibt großartige Wintersportgebiete etwa in den Anden unweit der Millionenmetropole Santiago de Chile; es gibt in Asien im Himalaya-Gebiet zu entwickelnde Wintersportzentren und selbst Sotschi in der Nähe des wilden und wunderschönen Kaukasus kann hervorragende Winterspiele ausrichten. Geben wir doch den Menschen dort eine faire Chance. Wer jetzt vom großen Geld redet, das angeblich die Entscheidung zugunsten des südkoreanischen Bewerbers beeinflusst habe (genannt wird u.a. der Weltkonzern Samsung), verkennt, dass auch das deutsche Bewerberkonsortium auf prominente Wirtschaftsadressen zählte, etwa BWW oder die Lufthansa und viele andere Unternehmen mehr.

Man mag es bedauern, und auch wir bedauern es: Es sind die Zeitläufe, in deren Umfeld offenbar in einem verrückten Medienumfeld Geld die Szene beherrscht. Olympia in Idealen nach dem Motto „Dabei sein ist alles“ – das sind heute Träume! Geld regiert den Sport und degradiert ihn zum Unterhaltungsklamauk, leider! Bundesligafußball heute ist leider oft Rowdytum zu Lasten des Steuerzahlers, der die Einsatzkräfte der Polizei bezahlt.

Warum gelang es den Deutschen letztendlich nicht, die Delegierten des IOC zu überzeugen? Offen gesagt kommt jetzt die Zeit, nüchtern Bilanz zu ziehen. Da wurden viele hausgemachte Fehler gemacht – auch von der Münchener Bewerbungsgesellschaft für München 2018. Es begann schon mit einem Hickhack beim Start mit personellen Querelen. Dann war vor allem für die Bürger im bayerischen Oberland schnell erkennbar, um was es Münchens OB Christian Ude in Wirklichkeit ging. Er wollte, wie weiland Hans-Jochen Vogel 1972, die Olympischen Spiele benutzen, um der Infrastruktur der Stadt einen gewissen Push zu geben. Noch heute zehrt München durch die U- und S-Bahnen von Olympia 1972. Dies mag verständlich und aus Münchener Sicht in Ordnung sein: Die Absichten der Stadt München haben aber die Bürger vor allem in Garmisch-Partenkirchen erkannt und deshalb gab es eine starke Gegenströmung im Werdenfelser Land. Es wurde vor allem in der Frühphase der Bewerbung gegenüber den Bürgern fast keine Überzeugungsarbeit geleistet – erst als es fast zu spät war, wurden moderate Töne gegenüber den Garmischern angeschlagen; vorher waren böse Worte wie Enteignung durchaus zu vernehmen. Man hat die Bürger vor allem lange nicht mitgenommen und geglaubt, die Leute nicken als Stimmvieh alles ab. Dies alles blieb den IOC-Delegierten natürlich nicht verborgen. Dann die Merkwürdigkeit von der Bewerbungsgesellschaft München 2018, das Bewerbungshandbuch noch nicht einmal in der Landessprache erscheinen zu lassen; dies wurde mit Skepsis in Lausanne aufgenommen. Wollte München 2018, wie Kritiker bemängelten, den Deutschen etwas verbergen? Neben den Bewerbungssprachen für das „Bid Book“ gehört die Landesssprache dazu. Dies war für Südkorea selbstverständlich. In einem Kleinkrämergeist wollte man Kosten sparen – als ob es darauf angekommen wäre. Die fehlende Transparenz hat die Gegner von München 2018 in Garmisch auf die Palme gebracht. Dies ist beim IOC registriert worden.

Natürlich sind Olympische Spiele auch ein Schaufenster für ein Land. Insofern ist es bedauerlich, dass Deutschland jetzt erneut nicht zum Zuge kam. Gelegentlich haben wir auch in Deutschland auf die falschen Pferde gesetzt. Als man etwa in der Vergangenheit für die Bewerbung der Sommerolympiade Leipzig und nicht das weltbekannte Hamburg ins Rennen schickte, musste eigentlich klar sein, dass dies nichts werden konnte, denn die Stadt war für ein Millionenevent wie Sommerspiele von der ganzen Infrastruktur her zu klein gewesen. Nichts gegen das sympathische Leipzig.

In München – weniger interessanterweise in Garmisch-Partenkirchen – herrscht jetzt Frust. Aber der mächtige und erfolgreiche führende Wirtschaftsstandort München (Allianz, Münchener Rück, Siemens, BMW, EADS, Linde, MAN u.v.a.) wird das Olympiadebakel schon überstehen. „Mir san mir“!

 

Letzte Änderung am Montag, 13 Februar 2017 17:59
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag