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Nervosität in der Autoindustrie

Auch Audi hat den Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt (Bild Standort Neckarsulm). Auch Audi hat den Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt (Bild Standort Neckarsulm). © Audi

Unternehmen bauen Arbeitsplätze ab

Die Hiobsbotschaften überhäufen sich. Audi, VW, Ford Deutschland (aber auch Zulieferer) kündigen fast schon im Tagestakt den Abbau von Arbeitsplätzen an. Zu allem Unglück soll jetzt sogar VW mit dem Austritt aus dem mächtigen Verband der Automobilindustrie (VDA) gedroht haben, weil der VDA nach Meinung der Wolfsburger zu wenig Engagement für die E-Mobilität zeige.

In einem internen Statement beklagte VW-Konzernchef Herbert Diess sogar, dass in Politik und Verbänden so getan würde, als gebe es zur E-Mobilität gleichwertige Alternativen. Es gibt aber sehr wohl Alternativen auch außerhalb der E-Autos, wenn man nur will! Diess-Vorgänger Matthäus Müller setzte sogar stark auf die CNG-Mobilität. Der Sinneswechsel des heutigen VW-Chefs, vom Saulus zum Paulus, erstaunt. Noch vor wenigen Monaten hat Diess in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ darauf hingewiesen, dass die schnelle Hinwendung zur E-Mobilität, also „die Transformation in dieser Geschwindigkeit“ mit den Auswirkungen auf die negative Entwicklung der Arbeitsplätze kaum zu managen sei. Es drohe der Verlust von 100.000 Stellen, so der Konzernlenker in der SZ (Ausgabe vom 11.10.2018). Und überhaupt könne das E-Auto mit dem Diesel in Deutschland auf langen Strecken auf absehbare Zeit nicht mithalten, sagte weiter Diess.

Alles, bloß keine Uneinigkeit

Zunächst bleibt zu hoffen, dass die angebliche VW-Drohung mit einem Austritt aus dem VDA von einigen Medien falsch interpretiert wurde, denn die Automobilindustrie und ihre Zulieferer können jetzt in einer kritischen Situation alles gebrauchen, nur keine Uneinigkeit! VW gehört zweifelsfrei zu den Leitunternehmen der internationalen Automobilindustrie. Aber der Konzern hat weder international noch national einen Alleinstellungsanspruch für die gesamte Branche. Daimler, BMW und natürlich auch die Autozulieferer Bosch, Conti, ZF – um nur wenige Beispiele zu nennen – sehen die Zukunft der Mobilität zurecht noch ergebnisneutral. Die E-Mobilität ist in Deutschland derzeit ein Hype, der auch von den Medien gesteuert wird, doch ob sich letztendlich E-Autos im Alltag durchsetzen, entscheiden die Kunden und nicht einzelne Hersteller oder gar die Medien. Es gibt viele Bedenken (auch sozialpolitische in den Herkunftsländern der Rohstoffe für die Batterien der E-Mobilität) gegenüber den Elektroautos, die sich durchaus noch als Flop erweisen können. Noch liegen keine Langzeiterfahrungen in der europäischen automobilen Welt vor: wie lange halten die Batterien des Antriebs im harten Alltagsbetrieb, was kostet der Ersatz, wie wird das Entsorgungsproblem gelöst und, und, und …

Die Dieselhatz zeigt „Früchte“

Völlig unter geht im derzeitigen Umfeld des Abbaus von Arbeitsplätzen die denkbar schlechte Rolle der Politik, die geradezu in einem Wahn vor den „Grammzählern“ (insbesondere auch aus Brüssel) kapituliert hat. In Deutschland wird immer – nicht zum ersten Mal – so getan, als ob morgen oder übermorgen die Welt unterginge. Und wenn diese Stimmung nicht weiter hilft, dann sind es die Todesfälle durch die Emissionen. Merkwürdig ist nur, dass die Menschen immer älter werden! Ein verantwortungsvolles politisches Handeln mit der Verknüpfung von Ökonomie mit der Ökologie sieht anders aus. Der Diesel als ein Markenzeichen der deutschen Industrie wurde auch von Medien kaputtgeschrieben und durch Nichtregierungsorganisationen diskreditiert. Die Politik – allen voran Merkel & Co – hat z.B. beim Diesel eine erstaunliche Kehrtwende vollzogen: gestern Hosianna, sprich dem Kaufpublikum empfohlen, und heute kreuziget ihn …

Letzte Änderung am Dienstag, 19 März 2019 10:34
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag

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