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Die Corona-Krise und die Wirtschaft

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger leitet den Runden Tisch zum Thema Auswirkungen des Corona-Virus. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger leitet den Runden Tisch zum Thema Auswirkungen des Corona-Virus. © StMWi/E. Neureuther

Angst ist ein schlechter Ratgeber

Wie lange hält Deutschland, wie lange halten die Deutschen noch die Corona-Krise aus?

Wie schon in unserem Beitrag „Coronavirus: Was zu bedenken wäre – mehr Mut“ zum Ausdruck gebracht, gibt es auch noch Deutschland nach Corona! Dies ist schon einmal eine Botschaft, die derzeit leider untergeht. Das Corona-Virus lähmt zwar derzeit unser Land und führt zu den verständlichen Ängsten in der Bevölkerung, aber wahr ist auch, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist.

Natürlich, keine Frage, wäre es verantwortungslos, das Corona-Virus zu verharmlosen. Aber die permanenten negativen Berichterstattungen auch in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten – fast schon ein Trommelfeuer – tragen nicht zu einem besonnenen Verhalten der Bevölkerung bei, wie die zum Teil unsinnigen Hamsterkäufe bei Toilettenpapier zeigen. Aber wenn die Deutschen Äußerungen von der „Ruhe vor dem Sturm“ (Jens Spahn) lesen und hören, werden sie natürlich nervös, denn die „Ruhe“ ist schon schlimm genug. Denn gerade extreme Krisen brauchen eine Kommunikation, die auch Mut macht. Noch ist die Bevölkerung loyal und bejaht die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Doch dies könnte sich bald ändern.

Natürlich sind die sozialökonomischen Folgen der Corona-Krise eine große Gefahr für die gesamte Gesellschaft in unserem Land. Deshalb ist die eingangs gestellte Frage zur Dauer der Corona-Krise so berechtigt. Es werden jetzt ernstzunehmende Stimmen laut, über den Exit der Einschränkungen unseres Lebens nachzudenken. Brauchen wir ein baldiges Ende? Die Frage steht im Raum und ihr kann nicht ausgewichen werden, nur weil man sie nicht hören will: Was wiegt schwerer, das Virus oder der Zusammenbruch der gesamten Gesellschaft, wenn etwa die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen gefährdet würde? Wenn die Behandlung mehr Schaden verursachen könnte als die eigentliche Krankheit, dann stimmt irgendetwas nicht. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Matthias Fifka (Institut für Wirtschaftswissenschaften an der angesehenen Friedrich-Alexander-Universität Erlangen) hat darauf hingewiesen, dass selbst ein Land wie Deutschland den derzeitigen Zustand einer weitgehenden Lahmlegung der Wirtschaft nicht lange durchhalten kann. Deshalb brauchen wir vor allem auch positive Perspektiven etwa mit dem leider verbrannten Ausdruck „Wir schaffen das“! Damit sind keine simplen Beruhigungspillen gemeint, weil es stimmt: Ja, wir schaffen es, Corona zu besiegen! Ängste und entstehende Unsicherheiten sind Gift und schon der unvergessene Ludwig Erhard hat gewusst, dass Wirtschaft immer auch zu fünfzig Prozent Psychologie sei.

Hubert Aiwanger hat recht

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat recht und ihm ist beizupflichten, wenn er jetzt in einem Interview betonte, dass bei den derzeitigen Beschränkungen „wir irgendwann ab Mitte April die Kurve gekratzt haben“ müssen. Wir erreichen ansonsten die Bevölkerung nicht mehr. Bestätigt wird Aiwanger auch von dem Wirtschaftsweisen Prof. Volker Wieland, der in einem Interview mit dem Weltblatt „Neue Zürcher Zeitung“ darauf hinwies, dass man eine Ausstiegsstrategie bei den Beschränkungen planen müsse. „Man kann die Wirtschaft und das Leben der Bürger nicht unbegrenzt auf Stopp setzen“, sagte der renommierte Ökonom. Bayern ist als Wirtschaftssäule auch für Deutschlands Wirtschaftskraft insgesamt wichtig. Natürlich hat niemand die Glaskugel über die allein seligmachende Richtigkeit. Deshalb sind viele Aussagen, übrigens leider auch aus der Medizin, so erklärungsbedürftig. Einer der angesehensten Fachleute, der Kieler Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi, Experte für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, hat als Emeritus der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz einen offenen Brief mit fünf Fragen an die Bundeskanzlerin gerichtet. Seine ernsten Fragestellungen kann man nicht so ohne weiteres abtun. Auf die Antworten der Bundeskanzlerin darf man gespannt sein.

Deutschland und die Welt wird Corona – wenn auch mit schlimmen Blessuren – überstehen. Untergangsszenarien und Beschwörungstheorien sind Unfug. Fake-News sind nicht nur in der jetzigen Situation unverantwortlich. Aber Corona wird zumindest die Denkweise der Deutschen auf längere Sicht beeinflussen. Der Wert der Arbeit wird künftig wieder den höchsten Stellenwert einnehmen und viele Branchen – etwa die Landwirtschaft, die Ernährungs- und die Pharmaindustrie – werden künftig mit anderen Augen gesehen werden. Eine starke deutsche Landwirtschaft ist die Basis für die Sicherstellung unserer Ernährung. Das Bauern-Bashing war nie berechtigt. Kurzfristig werden die erwähnten Branchen sogar die Stützpfeiler einer nach Corona wieder langsam anziehenden Volkswirtschaft sein. Die deutsche Ernährungsindustrie beschäftigt 622.000 Menschen und arbeitet derzeit sogar für die Versorgung der Bevölkerung unter Volldampf. Auch die Landwirtschaft ist immer noch auch mit 630.000 Arbeitsplätzen ein zentraler Arbeitgeber. Die Pharmaindustrie beschäftigt in Deutschland 120.000 Menschen. Infrastrukturbranchen wie Logistik, Post und Bahn sowie die Telekommunikation werden kurzfristig wieder hochgefahren. Dies alles soll Mut machen. Es ist nicht so, dass alles zusammenbrechen würde. Es gibt auch noch ein Deutschland nach Corona – man kann es derzeit nicht oft genug betonen.

Letzte Änderung am Dienstag, 31 März 2020 11:03
Günter Spahn

 Herausgeber und Chefredakteur Zielgruppen-Medien Verlag

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